OPTO_PHON

PAPIER ALS DATENTRÄGER

Sprache / Klang / Ohr / Schrift / Bild Auge.
Schrift ist Notation der Sprache, macht Sprache haltbar, nachlesbar, verfügbar.
Zeichen / Alphabete sind Wortzeugen, Papier ist ihr Erinnerungsträger.
Die Stimme vertont Geschriebenes in Sprache/Dialekte, trägt das Wort von Ohr zu Ohr.
Auge und Ohr bilden ein großes Orchester der Sinne.
Papier ist Speicherkammer, Sensor und Haut.
Papier braucht einen Hörtest, Resonanztest, Reaktionstest, Wassertest, Knittertest, Falttest, Reißtest, Knettest, einen Fragetest.
Welches Papier bietet sich als Rohstoff an, das die Eingaben der Instrumente transformiert, deren Intention übersetzt? Papier wird über seine Stofflichkeit zu einem Bilddatenträger, Geheimnisvermittler, Lichtraum- und Klangträger. Papier ist ein Katalysator, ein Nachlassverwalter.

KLANG_SCRIPTURAL

Synästhetische Wahrnehmung kommuniziert Klänge, Töne, Geräusche als visuelle Form.
Musikinstrumente geben den Tönen eine eigene Physiognomie, materialisieren sich als Flugfiguren, die sich fiktiv in den Raum zeichnen.
Sie kommunizieren mit dem inneren Auge, kalligrafieren analoge Klangmuster zu einem Netzwerk abstrakter Zeichen und beginnen in ihrem System wiederum Klänge zu generieren. Papier wird zu einem Sendeplatz für Auge & Ohr. Die duale Wahrnehmung forscht nach Protagonisten, Instrumenten, die diese Klangformen zu Zeichen transformieren.

OPTO_PHON

Über die akustische Verstärkung wird jede zeichnerische Geste hörbar. Zeichen und Geräusche führen während der Instrumentenführung einen Dialog, tasten die Töne ab, folgen dem Verlauf ihrer Klangspuren. Form und Klangdichte stellen eine Symbiose zwischen Auge und Ohr her.
Durch die synchrone Überlagerung von Zeichen und Klang diktiert das Ohr der Hand seinen Zeitrhythmus, zwing sie in neue Aufmerksamkeit. Der Klang verliert seine Zeit, das Bild gewinnt als sichtbarer Bestand seine Zeit. Das Auge muß die Geduld des Ohres aushalten und der Hand Zeit lassen den akustischen Signalen ihr Zeitmaß zu gewähren Bild und Klang simultan zu senden, sensibilisiert mit den Augen zu hören, mit den Ohren zu sehen.

Papiere zeichnerisch zu bespielen bewirkt optisch wie akustisch eine Interaktion zwischen Auge und Ohr. Das Ohr beginnt einen Lauschangriff auf jeden Kontakt mit der Papiermembrane, die mittels Tonabnehmern zu einem Resonanzkörper in die dritte Dimension wächst.

Jedes Werkzeug verdingt sich zu einem Klanginstrument. Zeichenprozesse werden synchronisiert. Die Tonspur dieser analogen Klangsignale erzeugt über die akustische Verstärkung eine ROHTON-Palette, die die skripturale Gangart des Händischen neu temperiert – dem rhythmischen Verlauf ein neues Zeitmass abverlangt – dem Bild seine Sprache zuweist.
Das Ohr führt die Hand in die Gestik und Dauer der Zeichnung. Das Auge lernt die Geduld des Ohres auszuhalten – die Zeit im Ablauf des Sehens neu zu justieren.
„Ich fand es bezaubernd zu hören und zu sehen wie Gesten eine visuelle Gestalt bilden und dabei Geräusche hinterlassen. Die Gestaltbildung geht ja auf etwas hin – eine Art Ergebnis – während der Klang sich als Vergangenheit von einem entfernt. Für mich ist nicht wissbar, was da im Vordergrund sein soll, vor allem auch deshalb, weil die Geräusche bewusst verstärkt sind. Was ist es nun ? Konzert ? Performance ? Skulptur ? Das nicht zu wissen öffnet mich gerade dafür, Dir körperlich zu folgen (das Gegenwärtige), wirklich hinzuschauen (auf Mögliches) und wirklich hinzuhören (auf das Gewesene, sein Sein).“
Richard Späth, Komponist

SCRIPTOPHON

Kartographie der Klänge
Ich lerne sehen, was ich nur zu hören gelernt habe – lerne hören, was ich nur zu sehen gelernt habe.
Signale von Auge und Ohr treten während des Arbeitsprozesses miteinander in Kontakt.
Es beginnt ein cross talk zwischen den Sinnen. Töne + Geräusche transformieren sich zu freifliegenden Luftfiguren. Verschwindende Klänge beginnen sich zu materialisieren – eine Physiognomie zu entwickeln, die dem Anschlag und den Tempi als Klangmuster folgen. So pur, wie sie ihr Instrument verlassen haben.
Ohne Beachtung ihrer KlangFARBE verlagert sich ein Netzwerk abstrakter Zeichen auf das Papier; um im eigenen System visuell wiederum Musik zu generieren.

DAS AUGE SCHREIBT VOM OHR AB.

Die Trägheit meiner Mittel kann dem Zeitmass der Klänge synchron nicht folgen.
Die dem Klang analog zugeordneten Formen und Werkzeuge entwickeln ein feinstrukturiertes Verwandlungsspektrum, das sich die Klangfolge und den Duktus der Anschläge optisch neu zu erobern sucht.
Als Instrumentalistin, bespiele ich das Papier – schreibe eine neue Partitur. Dieser Prozess ist dem Verhältnis von Sprache zur Schrift vergleichbar. Jeder Buchstabe verkörpert über seine Form, durch seine Aneinanderreihung & seinen Duktus im Schriftbild gleichermaßen seine phonetische Struktur.
Schriftzeichen bringen das Wort zum Sprechen – erinnern sich zurück ins Ohr.

OPTOPHON WERKZEUGE